Achtung! Jetzt kommt etwas aus der Rubrik „Oppa erzählt vom vor‘m Krieg“. -Die Sache mit der Bahn.
Immer, wenn sowas wie das heutige Desaster mit der #sbahnhannover passiert, fällt mir das Frühjahr 1986 ein. Ich war noch weit von #Augenoptik entfernt und hatte ein Berufspraktikum in einem Vorort. Da die Fahrt mit Bus und Stadtbahn eine Weltreise gewesen wäre, fuhr ich eine Station mit 'nem Bummelzug (S-Bahn gab‘s hier noch nicht). Während man frierend am Bahnsteig wartete, donnerte immer (1/)
exakt zur selben Zeit ein D-Zug (fragt Eure Großeltern) durchs Gleis und machte aus jedem, der nicht schnell genug weg war, einen Schneemann. Danach kam mein Zug. Immer pünktlich. Heute undenkbar. Und jetzt stellt sich mein naives #Handwerker-Hirn die Frage: Warum setzt man sich nicht hin, klärt, was früher offensichtlich besser gelaufen ist und versucht wieder da hin zu kommen? Hat da jemand 'ne Antwort?
@arthurdent Privatisierung. Die DB war ein Staatsbetrieb mit einem Auftrage: Leute von A nach B bekommen.
"Die Bahn" hat den Auftrag Geld zu machen, dass man an die Anteilseigner ausschütten kann und dabei so wenig wie möglich ausgeben soll. Die Leute von A nach B zu bekommen ist nur ein notwendiges Übel.
@arthurdent kurz: Geld und Korruption
Wir wollen ja nicht, dass Leute ein Mitspracherecht haben, die das Problem beseitigen wollen.
Weil "Das Problem" sorgt ja dafür, dass einige wenige gut verdienen.
@arthurdent Beispiele für Fehlanreize gibt's auch in der Bahn selbst:
- Instandhaltung vs. Neubau: Während die Bahn für die Instandhaltung ihrer Strecken selbst aufkommen muss, übernimmt der Staat die Kosten für Neubauten vollständig. Dies schafft einen Anreiz, die Infrastruktur verfallen zu lassen.
- Planungsaufsicht: Bei Neubauten erhält die Bahn als Planungsaufsicht 18–23 % der Baukosten. Je teurer der Bau, desto höher der Gewinn, was ein Interesse an teuren Projekten schafft.
@arthurdent der Focus schreibt darüber:
Als Mehdorn an die Macht kam, 1999, machte die Bahn noch mehr als 90 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland mit dem Fahren von Zügen. Heute macht sie rund 50 Prozent ihres Umsatzes mit Auslandsgeschäften. Sie ist in über 130 Ländern im Einsatz, baut etwa an einer Route durch ökosensiblen Regenwald in Mexiko mit, beteiligt sich an einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in Ägypten.
@arthurdent "Seit Jahrzehnten sind an der Spitze dieses so wichtigen Unternehmens Menschen, die keine Eisenbahner sind. Meist kamen sie aus der Autoindustrie. "
Die Antwort ist komplex oder einfach, je nach Formulierung.
Einfach: #Korruptionsoffenheit + #Autolobby
Komplex:
Kohl-Kabinette: Werner Dollinger + Jürgen Warnke + Friedrich Zimmermann + Günther Krause + Matthias Wissmann
Schröder-Kabinette: Franz Müntefering + Reinhard Klimmt + Kurt Bodewig + Manfred Stolpe
Merkel-Kabinette: Wolfgang Tiefensee + Peter Ramsauer + Alexander Dobrindt + Christian Schmidt + Andreas Scheuer
Scholz Kabinett: Volker Wissing
Bei der komplexen Antwort noch jeweils zig-Millionen Wähler dazurechnen, die #Blechkistenfetischisten sind.
@arthurdent Das ist wahrscheinlich nur ein Aspekt:
- Mrd Personenkilometer im Fernverkehr...
1991: 130
2020(?): 144
Transportleistung in Mrd Tonnenkilometer...
1990: 100
2020: 130
Stillgelegte Streckenkilometer seit 1994... Ca. 7000
Letzteres ist beeinflussbar, die anderen beiden nur sehr eingeschränkt.
Dazu kommt noch Nahverkehr (ca. 2-3 fache Passagierzahl?),Privatisierung, (geteilte Schiene, Absprachen, Orga).
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@arthurdent Abgesehen davon ist meines Erachtens die Frequenz der Züge deutlich gestiegen.
Ich habe eigentlich lieber alle 30 Minuten einen Zug mit 5 Minuten Verspätung, als alle 3 Stunden einen ohne Verspätung und am Wochenende gar keinen .
@arthurdent Ich kann mich noch erinnern wie der erste Vorortzug mit seinen Stromabnehmern ein blaues Leuchten durch die Landschaft zog. Als "Fahrschülerinnen" (muss mit dem Zug zur Schule fahren), haben wir uns ja immer über Verspätungen gefreut. Kam aber nicht so oft vor und ausgefallene Züge waren so selten, dass es immer ein riesiges "Hurra" gab, weil wir dann ggf. nach Hause gehen konnten.
(Omma kann auch erzählen )
@arthurdent mir wurde mal erzählt, das die Zugmodelle, die hier als ICE fahren, auch in Sibierien fahren würden. Und z.T auch in Ägypten. Man kann also Züge so bauen, das sie das können, aber die DB hat mit ø-Temperatur 15°C gerechnet, und das Geld „gespart“. Und: wenn ich meinen Fahrplan auf Hochgeschwindigkeit plane, aber die Strecken nicht so baue, das das auch be Schnee geht (Schnee- und Eisflug), ist mein Fahrplan für die Tonne, sobald es schneit.
@arthurdent kein direkter Beleg, aber trotzdem interessant: https://zug.network/@marhei/109727205271871229, oder vllt. weiß @marhei als Fachperson da mehr