Praktikumswoche in der Schule.Auch die Schüler mit Behinderung haben mit Hilfe ihrer Eltern Praktikumsplätze gefunden.Danach geht es um die Auswertung.Die Sonderpädagogin teilt DEM MÄDCHEN einen Bogen aus, den sie aus der Sonderschule mitgebracht hat.Zwei Uhren sind dort abgebildet. Auf denen soll das Mädchen einzeichnen, wie lange es gearbeitet hat.Dann gibt es drei Spalten für: „Das habe ich gemacht“.Und am Ende die Auswertung: „War dein Chef zufrieden mit dir?“ Drei Smilies zum Ankreuzen.Zu Hause schaut sich die Mutter das Blatt an. Etwas ratlos dreht sie es um. Nein, mehr gibt es nicht auszufüllen.Als sie die Sonderpädagogin das nächste Mal sieht, fragt sie: „Warum wurde meine Tochter denn nach dem Praktikum beim Auswertungsbericht gar nicht gefragt, wie es ihr gefallen hat?“„Das fand ich nicht so wichtig“, sagt die Lehrerin, „viel Auswahl haben die Behinderten später ja ohnehin nicht!“
DER JUNGE fährt ganz allein zur Schule.Wochenlang hatten die Eltern das mit ihm geübt.Alles klappt gut.Doch seit ein paar Tagen fällt der Mutter auf, dass der Junge bei seiner Rückkehr immer nach Knoblauch riecht.„Hast du was gegessen?“, fragt sie. Der Junge antwortet nicht.Die Mutter beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Am nächsten Tag fährt sie mittags zur Schule.Aus einiger Entfernung beobachtet sie, wie der Junge fröhlich zur Bushaltestelle hüpft. Und an ihr vorbei, geradewegs zu einer Döner-Bude. Er beginnt ein Gespräch mit dem Besitzer. Die beiden sehen miteinander vertraut aus. Dann hat der Junge plötzlich ein Dönersandwich in der Hand und geht futternd zur Bushaltestelle zurück.Die Mutter geht zur Bude und sagt: „Nun weiß ich, wo mein Sohn immer isst. Aber er hat doch gar kein Geld dabei, oder?“„Nein, Geld hat er nicht, aber dafür viel Hunger“, antwortet der Besitzer lachend. „Deshalb bekommt er seinen Döner auch umsonst.“„Das ist mir unangenehm“, entgegnet die Mutter, „ich zahle Ihnen das natürlich, und in Zukunft wird er Geld dabei haben, wenn er einen Döner will. Ich möchte nicht, dass es zu Problemen kommt, wenn mein Sohn alleine unterwegs ist!“„Probleme?“, der Besitzer lacht wieder. Dann wird er ernst: „Ich habe gern geholfen. Ihr Sohn hat keine Probleme gemacht. Er hatte nur kein Geld dabei.“
DER JUNGE wird 18.Viele seiner Freunde und Menschen, die ihn kennen, gratulieren ihm.Der Junge ist jetzt bald mit der Schule fertig. Von Anfang an wurde er inklusiv beschult.Nicht immer war das leicht.„Ich habe viel gelernt in der Zeit, in der du bei uns warst“, schreibt einer seiner früheren Lehrer.Und ein anderer reimt sogar:„Du bist ein Held in dieser so verrückten Welt.“Der Junge freut sich.Helden findet er cool!Ja, denkt die Mutter, das stimmt mit dem Helden.Aber ein bisschen weniger Held hätte er auch sein können.Wenn man ihn gelassen hätte.So, wie er ist.